Vermeidung von Wildunfällen - Tipps für die Praxis im Jagdrevier

Foto: Frank-Christan Heute

In Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung NRW wurden zwei Faltblätter entwickelt. Das Faltblatt "Wildunfall - Informationen für den Autofahrer" ist an die allgemeine Öffentlichkeit gerichtet und gibt Hinweise zur Vermeidung von Wildunfällen und Informationen für den Schadensfall. Das Faltblatt "Vermeidung von Wildunfällen - Tipps für die Praxis im Jagdrevier" richtet sich an Jagdausübungsberechtigte und Revierinhaber. Im Folgenden ist der Text dieses Faltblattes abgedruckt. Beide Faltblätter können über den LJV-Shop bezogen oder als PDF-Dateien heruntergeladen werden.

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Herunterladen: Artikel aus dem RWJ 04/2010

Wildunfall - Was ist zu tun?

Foto: Hucht-Ciorga
  • Am Telefon: genaue Angaben zu Name, Zeit, Unfallort (Straßenbezeichnung, Kilometerstein, Fahrtrichtung), Hergang, ggf. verletzte Personen und Wildtiere abfragen und notieren, falls erforderlich Polizei und Krankenwagen anfordern!
  • Am Unfallort: Eigensicherung beachten! Warnweste tragen, Warnblinkanlage einschalten, Warndreieck und Blinklampen aufstellen, u. U. beide Fahrtrichtungen absichern!
  • Unfallbeteiligte beruhigen und in Sicherheit bringen; Erste Hilfe leisten; Personen an der Verfolgung von verletztem Wild hindern!
  • Fachgerechte Tötung von verletztem Wild: Zuschauer wegschicken!
    Fangschuss: richtiges Kaliber wählen; Gefahr durch Geschosssplitter und Abpraller auf Asphalt einkalkulieren; Gefährdung von Personen ausschließen! Abfangen mit der kalten Waffe (Messer) nur bei ausreichender Übung und Erfahrung!
  • Wildbergung: Gummihandschuhe tragen, Wild fachgerecht versorgen, bei Verwertung Fleischhygiene-Bestimmungen beachten!
  • Bei flüchtigem Wild: Fluchtrichtung erfragen, Pirschzeichen markieren, Fahrzeug auf Spuren untersuchen!
  • Nachsuche auf Schalenwild nur bei ausreichender Erfahrung und brauchbarem Hund selbst durchführen; sonst Schweißhundführer bei einer anerkannten Schweißhundestation anfordern und einweisen!
  • Nachsuche auf sonstiges Niederwild mit brauchbarem Jagdhund: Wegen Straßennähe Feldleine verwenden!
  • KFZ-Schaden mit Haarwild: Bescheinigung für Teilkaskoversicherung ausstellen!
  • Entsorgung: rechtliche Vorschriften beachten!


weitere Infos:

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Wildunfälle vermeiden - Wie?

  • Wilddichte anpassen, ggf. zusätzliche Abschüsse beantragen! Bei weiblichem Schalenwild (außer Schwarzwild) sowie Kitzen und Kälbern beiderlei Geschlechts gilt der Abschuss als Mindestabschuss, der um 20 % überschritten werden darf!
  • Bejagung optimieren: störungsarme Jagdarten wählen; frühzeitiger Eingriff in die Jugendklasse, z. B. Schmalrehbejagung im Mai!
  • Vorsichtsmaßnahmen bei der Jagdausübung, besonders bei Gesellschaftsjagden in Straßennähe beachten (Gefährdungszone 500 m): Hinweisschilder in Abstimmung mit Straßenverkehrsbehörde und Baulastträger aufstellen, Treiben und Drücken immer weg von der Straße anlegen; Jagdhunde nur in ausreichender Entfernung zur Straße schnallen!
  • Wildlebensraum verbessern und beruhigen: Gehölzinseln und Hecken als Rückzugsgebiete anpflanzen, Äsungsflächen und Tränken anlegen! Kirrungen, Wildäcker und Wildwiesen ausreichend weit abseits von Straßen anlegen; Lockwirkung beachten!
  • Störungen verringern: Wanderer, Hundehalter, Reiter, Beeren- und Pilzsammler über Wildruhezonen/-einstände aufklären!
  • Freie Sicht zum frühzeitigen Erkennen von Wild ermöglichen: Einflussnahme auf Straßenbaulastträger und Grundstückseigentümer!
  • Überflüssig gewordene Zäune entlang von Straßen entfernen bzw. entfernen lassen!
  • Schäden an Wildschutzzäunen dem Straßenbaulastträger melden!
  • Wilddurchlässe und Wildbrücken nicht als Zwangswechsel missbrauchen!
  • Wildwarnreflektoren an Leitpfosten anbringen (Genehmigung des Straßenbaulastträgers einholen)!

Viele Wildunfälle im Revier - Warum?

  • Daten von Wildunfällen sammeln: Wildart, Alter, Geschlecht, Datum, Uhrzeit, Ort mit Straßennamen, Kilometerangabe!
  • Revierkarte (1:10.000 oder 1:5.000) mit jagdlichen Einrichtungen erstellen: Kanzeln, Wildäckern, Fütterungen, Kirrungen, Salzlecken, Pirschpfaden etc. und Einstände, Wechsel, Baue, Horstbäume usw. einzeichnen!
  • Straßenabschnitte mit hohem Anteil von Wildunfällen begutachten: Wechsel, straßennahe Dickungen und Äsungsflächen, Mastbäume, Zäunungen, Zwangswechsel usw. identifizieren und in Karte eintragen!
  • Daten (am besten über mehrere Jahre) auswerten: Wo sind Wildunfallschwerpunkte? Wann ereignen sich die meisten Unfälle? Welches Wild ist besonders gefährdet?
  • Informationen mit Reviernachbarn austauschen!
  • Mögliche Ursachen für Wildunfälle ermitteln!
  • Prüfen, welche dieser Ursachen beeinflusst werden können!

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Was kann meine jagdliche Organisation tun?

  • Frühzeitige Beteiligung bei Bauvorhaben: Belange von Wild und Jagd einbringen; Lebensraumverbund erhalten; Wildkorridore wiederherstellen; Störungen minimieren!
  • Geeignete Standorte für Querungshilfen und Wanderkorridore ermitteln und bei Planungen einbringen!
  • Vorhandene Querungshilfen für Wild optimieren: Anbindung durch Hecken und Wildschutzzäune als Leitstrukturen, Minimierung von Störungen, geeigneter Farbanstrich und Bodenbelag!
  • Bei Neu- und Ausbau von Straßen: für Wild unattraktive Saatgutmischungen als Straßenbegleitgrün vorschlagen, masttragende Baumarten am Straßenrand vermeiden!
  • Beratung von Revierinhabern, Jagdgenossenschaften und Behörden: Situation analysieren, Ursachen ermitteln, Maßnahmen vorschlagen!
  • In Unfallkommmissionen und bei Verkehrsschauen der Straßenverkehrsbehörde als Sachkundiger beteiligen lassen!
  • Bei der Bereitstellung aktueller Karten und Ansprechpartner durch die Untere Jagdbehörde für die Polizei mitwirken!
  • Öffentlichkeitsarbeit! 

Das Aufstellen von Warnschildern muss immer vom Straßenbaulastträger genehmigt werden; die Informationen über Schalenwildwechsel, Wanderkorridore und Wildunfallschwerpunkte sollten den Verkehrsbehörden und Straßenplanern zugänglich gemacht werden. Die Faltblätter können über den LJV-Shop bezogen werden oder sofort als PDF-Dateien heruntergeladen werden.

Dr. Ingrid Hucht-Ciorga
Landesbetrieb Wald und Holz NRW
Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung NRW

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